Dienstag, 23. September 2008

bringt the light

Heute mal was zum Thema "Stiefkinder" bei Rockshows. Ich finde es sowieso schon immer ein ziemliches Unding, dass in Deutschland "shows" immer als "gigs" bezeichnet werden, denn im Wort Gig steckt "Arbeit" drin. Klar soll man seine Arbeit in gute shows stecken aber liebe Amatuerbands der Bundesrepublik, bitte spielt dann auch Shows!

Immer, wenn ich zu kleineren Konzerten gehe (was ich trotzdem sehr gerne tue), das selbe Bild. Ich sehe, wie Musiker und Bands Amps auffahren, die den Wert eines Kleinwagens locker übersteigen, sie nehmen sich soweit wie möglich Zeit für Soundchecks und tüfteln den Sound möglichst genau und so perfekt als möglich hin. Sie stimmen ihre 15 Gitarren, tragen dafür Sorge, dass in jedem Winkel der Bühne ein adäquater Bühnensound ist, sie schleifen Samples ins Mischpult um die 6 zusätzlichen Gitarrenspuren noch im Hintergrund zu haben und damit den Sound in unendliche Höhen zu schrauben und das ist alles auch gut und recht so.

Dann aber kommen sie auf die Bühne, ohne Intro, in Billigjeans einem H&M T-shirt, die Haare brav zusammengebunden. Das Licht wird, wenn überhaupt, von einem Kumpel bedient, der auch noch mault , dass er keinen Bock auf den Job hat oder man hat ein paar statische Lampen, die die Farbe in der Geschwindigkeit einer Lavalampe wechseln.
Dann stehen solche Bands auch oft eher statisch auf der Bühne, was kein so großes Problem wäre, wenn sie nicht gerade Metal machen würden und alle Ambitionen die ein geneigter Zuschauer hat von wegen Aura, Show, Charisma der Akteure, Verzauberung ... verfliegen so schnell wie einmal Prise one touch drücken in einem Kuhstall!
Die Fotos zu solchen Großereignissen werden dann noch mit Blitz geschossen und hinterher auf der myspace Seite auch noch angepriesen, ich will jetzt hier keins posten aber wir alle kennen sie.
Was soll das? Ich weiss, dass nicht jeder Musiker/jede Band ambitioniert ist Rockstar zu werden, allerdings sollte man sich doch wenigstens ein bisschen Mühe geben eine Show zu spielen, die diesen Namen auch verdient und nicht einfach nur Songs vor zu tragen. Wenn ich auf ein Konzert gehe, erwarte ich, etwas zu sehen. Wenn ich nur die Songs hören will, dann kann ich das von Cd zu Hause tun und warscheinlich in sehr viel besserer Qualität als live.
Warum fällt es vielen deutschen Bands so schwer zu akzeptieren, dass so Sachen wie gerade das Licht und die Kleidung und das gesamte Auftreten und all diese "Kleinigkeiten" wie Bewegung auf der Bühne etc. nunmal so verdammt wichtig sind?

Man muss ja nicht gleich eine Lasershow wie Pink Floyd hinlegen, aber ein "moving head" kostet nur einen Bruchteil der Amps, die auf solchen Bühnen oft stehen und anständig anziehen könnten sich manche von den Gestalten auch mal. Soll nicht heissen, dass jeder im Anzug spielen muss aber es sollte halt einfach passen, ich kauf eben keinem den ultrabösen Metalgitarristen ab, wenn seine Klamotten aussehen als hätte sie Mutti im C&A gekauft. Es muss authentisch sein und einfach passen, wenn Serj Tankian in einem ranzig schludrigem Anzug gesellschaftskritische Töne anschlägt, wirkt dieser übernoble und dennoch ranzige Zylinder auf seinem Kopf wie eine Verstärkung seiner Texte, die Steigerung seiner Satire, das ist gut, das kauf ich dem ab.

Wenn ein Brian Molko eher androgyn und zerbrechlich, wie eine Primadonna Geschminkt daher kommt, passt das auch zu seiner Musik, in Ordnung.
Man muss es ja gar nicht so extrem treiben aber es muss eben irgendwo, wenn man live spielt eine show werden ansonsten ist es bloß Songs vorspielen und somit eher langweilig.

Dabei wissen wir doch alle, dass es auch deutsche Bands gibt neben denen sogar "eine Kiss show, wie ein Kindergeburtstag wirkt". Und das waren die Worte einen amerikanischen Journalisten.
Also bitte Herrschaften, mal ein bisschen darüber nachdenken, was sie auf Bühnen eigentlich darstellen wollen, und lieber mal in ein paar "Lampen" investieren als in die 5te Ersatzgitarre.

Hier mal Anschauungsmaterial wie sowas gehen kann:

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