Donnerstag, 8. Januar 2009

Primadonna Effekt

Ich habe vor Kurzem erfahren, dass sich Blackmail, die ich noch neulich als meistunterschätzteste Band Deutschlands bezeichnet habe, ihren Sänger Aydo rausgeschmissen haben (ja das kann man so deutlich sagen, nachdem was auf der Website der Jungs stand, kein Danke, kein gar nichts für Aydo). Ich will ja echt nicht unken, aber ich habe schon mehrfach gehört, dass er eine ziemliche Primadonna sein soll (unter anderem auch von Leuten die ihn wohl persönlich kennen) ich mach ihm daraus keinen Vorwurf, denn ich möchte heute über eine Musikerkrankheit sprechen, die vor allem Sänger befällt, die aber gleichzeitig auch irgendwie notwendig ist. Zunächst mal, an alle die sagen ein Sänger oder Gitarrist etc. sei arrogant oder ein Arsch usw., das mag schon sein. Denen, die sowas von sich geben sei aber auch gesagt, dass es nicht immer nur ein Zuckerschlecken ist im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und die, die am lautesten schreien, kriegen selber meistens schon einen roten Kopf und fangen an zu stottern, wenn sie vor 30 Leuten auf der Weinachtsfeier ein paar Worte von sich geben sollen. Und Genau die freuen sich dann, wenn Sänger xy abgeht wie Harry Hirsch auf dem gesammten Koksvorrat des Mutantenstadls.

Wie muss dann bitte erst der Druck auf z.B. einen Axl Rose sein, der einst Stadien füllte und von dem jeder erwartete, dass das neue Album grandios sein müsste (es ist nicht schlecht, aber weit entfernt von grandios). Oder ein Hayashi Yoshiki der in Japan quasi als Volksheld verehrt wird oder ein Fred Durst von dem jeder sagt er wäre ein arroganter Vollidiot, der aber einfach mal zwei Bodyguards braucht um in Deutschland (also nicht mal bei sich zu Hause) in einen Burgerladen zu gehen. Das solche Leute manchmal einfach überschnappen und die Realität sagen wir mal zu ihren Gunsten verbiegen ist verständlich, denn die wenigsten kommen so gut damit klar wie z.B. ein Farin Urlaub, der das ganz humorvoll nimmt immer wieder angesprochen und dabei auch mal mit Scooter verwechselt zu werden. Oder wie ein Angus Young, der nach 30 Jahren im Rock Olymp immer noch absolut down to earth ohne jeglich Skandale, zerstörte Hotelzimmer oder irgendetwas in der Art sein Ding durchzieht.

Überraschenderweise bestätigen Booker, Crews, Veranstalter etc. immer wieder, dass vor allem Bands, die gar nicht mal soooo groß sind diesem Primadonna Effect erliegen. Gut die Labels (Der Teufel soll sie holen) verlangen von den oftmals jungen Akteuren auf der einen Seite den Rockstar zu geben und das Teufelchen flüstert auf der einen Seite "Du bist ein Star, geh da raus auf die Bühne und lass die Sau raus", das Engelchen auf der anderen Seite jeddoch meint "Es gibt 1000ende Musiker, sei nett zu allen, denn du bist privilegiert, bleib auf dem Boden..."

Manche kommen mit dieser Doppelrolle eben nicht klar und dann kommt sowas zustande wie ein gewisser Musikeridiot für den ein Hivi die gelben M&Ms per Hand aussortieren muss, weil er überall Kristallschüsseln mit den Dingern rumstehen haben will, aber halt ohne gelbe drin.

Leute die 80er sind vorbei, wer heute was reissen will muss sich reinhängen und anstrengen, dann passiert der Rest von selbst. Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht und meint einen auf Arsch machen zu können, der fliegt eben raus. Soll nicht heissen, dass man sich alles gefallen lassen muss aber wer nicht arbeitet und für seinen Erfolg was tut verliert eben, die Zeiten sind hart und mancher der immer noch meint, er könne sich die Primadonna leisten wird dann eben mal von seiner Band gefeuert oder dessen Album verkauft sich dann doch nicht so gut, wie er aufgrund seines Namens annahm. Professionell Musik machen ist ein Job, er soll nach Aussen nicht so aussehen wie einer, aber es ist ein Job, mit allem was dazu gehört wie morgens aufstehen, pünktlich beim Interview erscheinen etc. etc., wenn es auch warscheinlich einer der besten Jobs auf der Welt ist.

Also tut euch selbst und der Welt einen Gefallen und lasst den Scheiß einfach, jeder der davon Leben kann macht bereits den coolsten Job der Welt. Das Business ist voll von Prima Donnen davon brauchen wir nicht noch mehr. Selbstbewusstsein ist keine Schande, aber mal im Ernst ein paar von den Pappnasen möchte man manchmal schon zurechstutzen, oder?
Und wie immer die Frage ans Publikum, wer ist die größte Primadonna im Bizz?

Mittwoch, 7. Januar 2009

Schall und Rauch...

...sind gute Zutaten für eine Rockschow, sowohl als auch für eine Silvesterparty. Das neue Jahr ist da und ich bin auch wieder von meiner Netzabstinenz befreit und daher gibt der Chefrocker wieder seinen Senf zu allem, ungefragt, unerhört und unglaublich informiert.
Während der Feiertage hatte ich mal die Diskussion um Bandnamen und Künstlernamen im allgemeinen.
In Europa ist es unter den Rockmusikern noch weitestgehend der Brauch seinen richtigen Namen zu behalten und mit Alter Egos etwas vorsichtiger zu Werke zu gehen, als das z.B. bei den Kollegen auf der falschen Seite des Atlantiks der Fall ist.
Obwohl in letzter Zeit sogar bei Bands, die auf deutsch singen, immer öfter mal Namen draufstehen die gar nicht ihre eigenen sind, oder glaubt jemand ernsthaft, dass der Schlagzeuger von "wir sind Helden" in seinem Ausweis Pola Roy stehen hat?

Oder Christoph von Feydorf z.B. nennt sich eben mal ganz bescheiden "Christ". Aber zugegebener Maßen ist das auch nicht wirklich neu, denn wenn man kein "Hosen" Fan ist weiss man auch nicht, wer zum Geier Andreas Frege sein soll (Campino). Dirk Felsenheimer (Bela B.) und Jan Ulrich Max Vetter (ja so heisst Farin wirklich) sind aber auch nicht die Erfinder der "Neunamensverteilung". Die gute alte Claudia Roth kann euch davon schon ein Liedchen trällern, denn die war seinerzeit Managerin von einem gewissen Ralph Christian Möbius, besser bekannt als Rio Reiser.

Bei Hip Hoppern und Amirockern, ist das mittlerweile so normal wie bei Pornostars. Alvin Nathaniel Joiner (Xzibit) pimpt deinen Wagen während Robert James Ritchie (Kid Rock) schlechte Songs schreibt und Barb Wire poppt, also die kleine Denise Anderson.

Gut, bei vielen ist uns klar, warum die ihren Namen geändert haben und manche Namen sind auch so augenscheinlich auffällig "unecht", dass jeder sofort realisiert, dass es sich dabei um einen Künstlernamen dreht, was auch manchmal manchmal besser ist. Wie z.B. bei dem jungen William Michael Albert Broad (Billy Idol) ... mit so nem Namen kannst du kein Rockstar werden aber unter Billy Idol hasst und kennt ihn noch eine ganze Generation oder auch Ernst Ulrich Figgen, besser bekannt als Phillip Boa ... mal im Ernst, Ernst mit "Figgen" als Nachname kannst du doch nicht mal Mutti nen Staubsauger andrehen, ohne dir eine zu fangen.

Dann gibt es da noch welche, die hätten auch ihren normalen Namen nehmen können, weil er eigentlich cool, kurz und einprägsam genug wäre, wie z.B. ein gewisser Brian Warner (Marylin Manson) oder ein anderer Brian mit Nachnahmen Carrol (Buckethead), doch bei solchen Leuten gehört das Namensspielchen (ähnlich wie bei den Ärzten um mal einen deutschen Vergleich zu bemühen) einfach zum Konzept. In diese Kategorie könnte man auch Bono (Paul Hewson), Edge (David Evans), King Diamond (Kim Bendix Petersen), Blixa Bargeld (Christian Emmerich) etc. etc. aufnehmen.
Und dann gibt es noch die Kategorie, "ach echt der heisst gar nicht so?" Die Bekannteren in dieser Kategorie dürften so Leute sein, wie David Robert Jones (David Bowie) oder vielleicht auch nicht jedem geläufig, Eric Patrick Clapp (Eric Clapton) die dann meist nur wie Ronald „Bon“ Belford Scott (Bon Scott) den Vor oder Nachnamen anpassen, um das ganze etwas "leichter" aussprechbar , merkbar etc. zu machen. Wobei, wenn ich darüber nachdenke David Bowie war auch mal ne Zeit lang als Ziggy Stardust unterwegs.

Wie dem auch sei, ein Name muss immer mit etwas "gefüllt" werden, er steht für eine Person oder Sache, dabei ist es völlig egal, wie der Name denn nun lautet (natürlich gibt es da auch passendere und unpassendere man sollte vielleicht keine Deathmetalband "Barbies Ponyhof" taufen), jedoch solange kein Inhalt da ist, also etwas, das man damit verbindet. Solange das nicht der Fall ist, ist jeder Name nur Schall und Rauch und nur die Bands oder Künstler selbst sind in der Lage, dafür zu sorgen das ein Name zu einem Synonym für etwas wird. Deshalb sind Namen nicht sooooo wichtig, sondern eher das, was man daraus macht.

Die lustigste Gegebenheiten wenn es um Künstlerbezeichnungen, Aliases und Pseudonyme geht finde ich, kommt aber aus der Schauspielerriege, die es in diesem Fall einfach mal schafft die Musiker zu toppen. Aufgemerkt, Michael Douglas heisst eigentlich Michael Demsky und änderte deswegen seinen Namen auf Douglas (Desmky klingt auch doof), was widerum dazu führte das Michael Douglas seinen Namen in Michael Keaton umbenennen musste, weil Michael Douglas von Michael Demsky in der Screen Actors Guild schon vergeben war. Alles klar?
Wie dem auch sei, beide haben es geschafft sich einen Namen zu machen und wenn man kein Pseudonym benutzen will kann man es zur Not auch machen wie Reginald Kenneth Dwight der gleich seinen Namen komplett ändern ließ und sich danach noch einen Titel erarbeitete, was dabei rauskommt ist "Sir Elton John". Unser Fernseh-Elton hier in Deutschland hingegen heisst Alexander Duszat und trägt als Titel immer noch "Showpraktikant", so jetzt isses aber gut, ich will euch nicht mit Namen erschlagen aber wenn ihr noch ein paar gute wisst ... her damit!